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Villa Rich (2025)


Ein verlorenes Refugium des Geldadels

Eine spontane Tour nach Belgien führte mich zu einem ansehnlichen Objekt in der Szene: Villa Rich, nahe der belgisch-niederländischen Grenze. Der Name ist Programm – ein Ort, der Luxus atmet, der Geschichten von Wohlstand und Wochenendfluchten des belgischen Geldadels erzählt. Vielleicht war es nur ein Zweithaus, ein Refugium für die feinen Leute, die dem Trubel der Stadt entkommen wollten.

Das „Loch im Zaun“ war schnell gefunden, doch der Stacheldraht forderte Tribut – meine neue Jeans hat es nicht überlebt. Auf halbem Weg zur Villa höre ich plötzlich Hundegebell. Mein Herz macht einen kleinen Sprung, Adrenalin steigt auf. Ich beschleunige, finde den Eingang und ziehe die schwere Tür hinter mir zu. Sofort umfängt mich eine unglaubliche Ruhe. Nach der hektischen Woche im Büro ist das genau das, was ich gebraucht habe.

Erdgeschoss – Holz, Marmor und verschwenderischer Raum

Das strohgedeckte Haus überrascht mit Räumen, die in ihrer Größe fast einschüchtern. Holzvertäfelungen treffen auf Marmor, in jedem Zimmer steht ein stattlicher Kamin, Zeuge vergangener Winterabende und üppiger Banketts. Hier mussten früher Tische für festliche Tafeln gestanden haben – Gäste in Abendgarderobe, Gespräche und Gelächter hallten durch diese Hallen.

Ein Wintergarten mit Bar, ein Pool und eine prächtige Gartenanlage, deren Schönheit pittoresker kaum sein könnte, runden das Bild ab. Die Gärten wirken wie aus einem Katalog für Luxusanwesen – akkurat geschnittene Hecken, verspielte Wege und ein kleiner Teich, der das Sonnenlicht reflektiert.

Obergeschoss – Schlafzimmer, Spa und der Luxus des Alltags

Im ersten Stock entdecke ich sechs Schlafzimmer, jedes ausgestattet mit einem verschwenderischen Maß an Luxus. Besonders beeindruckend: ein Raum, der zunächst wie ein begehbarer Kleiderschrank wirkt, sich aber als private Spa-Oase entpuppt: Badezimmer, Doppelwaschtische, WC, Sauna und sogar ein kleiner Fitnessraum – alles hier ist auf maximale Privatsphäre und Komfort ausgelegt. Etwas deplatziert empfinde ich die GEM H7000-Orgel, die lustlos in einem Flur übrig geblieben ist. Ein absolut teures Modell aus den frühen 80er Jahren.

Die Partyetage – Hier schwebt noch der Duft der Feier

Das Obergeschoss schließlich offenbart die Partymeile der Villa. Ein großer Raum, ausgestattet mit Bar, Tischen, Sofas und Tanzfläche, mit fast schon kitschigen Deckenmalereien, die das Licht in allen Farben brechen. Hier oben hat man gefeiert, gelacht, getanzt. Der Geruch von Cannabis hängt noch in der Luft – die letzte Reisegruppe hat das Rauchverbot wohl großzügig ignoriert. Ein Ort, an dem die Zeit scheinbar stillsteht und doch so viel Leben hinterlassen hat.

Rückweg – ein letzter Herzschlag

Nach etwas mehr als einer Stunde Fotografie, die bei den schwierigen Lichtverhältnissen einige Tricks und HDR-Aufnahmen erforderte, trete ich den Rückweg an. Die Hunde bellen erneut, doch sie kommen nicht näher. Noch einmal Glück gehabt.

Villa Rich hinterlässt einen bleibenden Eindruck: Luxus, Überfluss und die stille Melancholie eines Ortes, der nicht mehr bewohnt ist. Ein Monument der Vergangenheit, eingefroren in Holz, Marmor und Erinnerungen.

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