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Immerath - Ein Dorf muss weichen (2015)


Im Jahr 2015 schien es bereits kaum zu glauben:
Dass in einer Zeit, in der die Energiewende längst ausgerufen war, in der Windräder gebaut und Photovoltaikflächen gefördert wurden, immer noch Kohle im Tagebau gewonnen werden sollte. Während überall vom Umdenken die Rede war, standen in Immerath die Abrissbagger bereit. Und das, obwohl die Stadt längst verlassen war.

Die Bewohner waren umgesiedelt, entschädigt, auf neue Orte verteilt.
Aber Heimat – die lässt sich nicht ersetzen.

Sie lebt in Wänden, in Wegen, in Erinnerungen.
Und sie stirbt, wenn Orte verschwinden.

Auch 2022, sieben Jahre nach meinem Besuch, wurden noch immer ganze Dörfer dem Boden gleich gemacht. Orte, an denen Menschen geboren wurden, aufgewachsen sind, gelebt, geliebt, gestorben.
Die politische Bremse der Energiewende – ein leiser, aber schwerer Preis.

Ich besuchte Immerath im Spätsommer 2015, auf dem Heimweg einer Belgien-Tour.
Es war später Nachmittag, aber noch genug Licht.

Nach meinem Besuch im inzwischen verschwundenen
Pier im Jahr 2009 wusste ich bereits, was mich erwarten konnte. Und doch – Immerath war anders.
Größer. Geordneter. Noch greifbarer.
Die Leere war dort kein schleichender Verfall, sondern eine klare Anordnung. Ein Plan zum Vergessen.

Man ist nicht allein.
Bei schönem Wetter flanieren Spaziergänger durch die verwaisten Straßen.
Fotografen mit ernsten Blicken, die mich freundlich grüßen.
Wachschutz fährt regelmäßig Streife.
Solange man die Grundstücke nicht betritt, bleibt es ruhig.

Man geht durch Straßen ohne Zukunft.
Sie sind asphaltiert, aber führen ins Nichts.

Update 2023: Auch in einem Zeitalter, in dem „Nachhaltigkeit“ zu einem politischen Standardvokabular geworden ist, wird im Rheinischen Revier weiter gebaggert.

RWE reißt weiter – mit Zustimmung der Politik, gegen das Gefühl der Zeit.
Sogar Windräder wurden abgebaut, um Platz für den Braunkohlebagger zu schaffen.

Man kann das niemandem mehr erklären.

In Lützerath schließlich formierte sich der Widerstand – eindrücklich, sichtbar, unbequem. Ein Ort wird zum Symbol. Nicht nur gegen das Ausgraben der Vergangenheit, sondern gegen das Wegbaggern der Zukunft.

Immerath war kein Einzelfall.
Es war ein Kapitel.
Und leider ist das Buch noch nicht zu Ende.

Links:
Dokumentation Garzweiler - Verlorenes Land
Virtuelles Museum Erkelenz
Luzerath - Abriss trotz Energiewende
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