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Maxhütte (2003)


Von Daniel Hinze und Markus Grünthaler

Die Maxhütte: Nur ein Name für ein Stahlwerk – und dennoch: Selten hat ein Name eine ganze Region mehr geprägt als dieser. Maxhütte stand für Arbeit und Wachstum, für soziales Engagement und Fürsorge aber auch für Leid und manchmal auch für grausame Schicksale.

Gegründet im Jahre 1853 von Goffard und Michiels im „Sauforst“ bei Burglengenfeld. Nach gut zehn Jahren wurde 1862 in Rosenberg der erste Hochofen angeblasen, den bald zwei weitere Öfen folgten. Von diesem Zeitpunkt an folgte ein kontinuierlicher Auf- und Ausbau des Werkes das in seinen besten Jahren über 10000 Mitarbeiter in mehreren Werken und Betrieben beschäftigte. Um das Werk entwickelte sich in den fast 150 Jahren des Schaffens eine Stadt und eine Region deren eisernes Herz die Hütte war und nach der sich alles ausrichtete. Das Werk prägte ganze Generationen von Hüttenarbeitern und deren Familien und nicht selten arbeiteten drei Generationen einer Familie gleichzeitig im Werk, sei es am Hochofen, am Konverter oder auf den Walzstrassen. Sechs Hochöfen standen einst in einer Reihe, sechs Konverter bliesen ihr glutrotes Feuer in den Himmel über der Stadt und drei Walzstrassen formten Tag und Nacht den glühenden Stahl zu seiner letztendlichen Form. Drei große Dampfmaschinen atmeten wie eiserne Lungen dem Werk ihren heißen Atem ein. Die Kollegen die als Bergmänner, Gießer, Schmelzer, Blasehelfer oder Walzer jeden Tag im Kampf mit den Elementen der Natur standen waren stolz auf ihre Arbeit und auf ihr Werk, dass ihnen und ihren Familien die Existenz sicherte - Arbeit und Brot gab. Die Maxhütte war aber auch ein leuchtendes Beispiel der Fürsorge gegenüber ihren Mitarbeitern. Viele soziale Einrichtungen, Werkswohnungsbau und Stiftungen kamen nicht nur den Werksangehörigen sondern auch deren Familien und den Bewohnern der Region zu Gute. Namen wie Fromm, Röchling und Flick standen für Verantwortung gegenüber ihrem Werk und dessen Mitarbeitern. Trotz aller Fürsorge war und blieb das Werk ein gefährlicher, zuweilen auch ein tödlicher Arbeitsplatz. Viele Kollegen haben Ihr Leben und ihre Gesundheit in der Hütte verloren und viele Familien trauerten um ihre Lieben die nicht mehr von ihrer letzten Schicht heimkehrten. Sie sind alle nie vergessen worden und in den Herzen der Menschen leben sie weiter.

Im 150. Jahr ihres Bestehens ist die Maxhütte kein eisenschaffendes Werk mehr. Ihre Feuer erleuchten nicht mehr den nächtlichen Himmel über der Stadt, ihre eisernen Lungen haben keinen Atem mehr, kein Leben ist mehr in den Hallen mit den Walzstrassen, ihr eisernes Herz hat für immer zu schlagen aufgehört. Aber auch als stilles Werk strahlt sie noch jene majestätische Atmosphäre aus, die uns einst alle in ihren Bann zog, Wir alle die dort unsere Arbeit tun durften werden sie niemals vergessen, von jedem blieb ein kleiner Teil seiner Seele auf der Hütte, auf unserer Maxhütte. Glück Auf!

Update 2004: Der Kampf um den Erhalt der Anlage ist verloren. Bereits jetzt sind wesentliche Teile der Fertigstraße entkernt worden. Die Stadt ist mit einem Erhalt der Anlage nicht nur finanziell überfordert. Der Staat findet Schlösser von geisteskranken Märchenkönige für erhaltungswürdiger. Eine sehr schöne
Zusammenfassung der Situation mit einem öffentlichen Brief ist auf der Webseite von Harald Finster zu finden.

Update 2007: Teile der Maxhütte befinden sich weiter im Abriss. Die folgenden Aufnahmen stammen von
Markus Grünthaler, exklusiv für dubtown. Sie zeigen die Maxhütte aus betriebsamen Zeiten. Ergreifender können Kontraste zwischen Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr sein.

Update 2016: Nachdem einige Teile der Maxhütte abgerissen wurden, hat der
Rückbau des Restes nun begonnen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Hüttenfreund
Markus ausdrücklich für das Möglich machen der erlaubnisfreien Begehung und seiner Gastfreundschaft bedanken. Glück Auf, Kumpel!

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