
School Of Decay (2016)
Ein unverplanter Samstag, ein Tipp aus der Szene – mehr braucht es manchmal nicht. Die School of Decay stand schon länger auf meiner Liste, aber wie so oft kam der Besuch dann doch eher spontan. Die Anfahrt war unauffällig, der Bau ebenso: Die Außenfassade der Schule wirkt erstaunlich unspektakulär, irgendwo zwischen Nachkriegsarchitektur und modernisierter Provinzverwaltung. Ich kenne Schulen in Deutschland, die heute noch genau so aussehen – funktional, trist, fast unsichtbar.
Aber das geübte Auge erkennt die kleinen Zeichen. Die Fenster blind vor Feuchtigkeit. Ein Spalt in der Nebentür. Kein Leben. Kein Ton.
Ein großzügiger Parkplatz in unmittelbarer Nähe erleichtert die Annäherung. Von dort aus geht es über einen Hinterhof, durch einen schmalen Zugang – die Tür steht offen. Kein Knarren. Kein Widerstand. Ich bin drin.
Wissen, das niemand mehr will
Der Name ist Programm. „School of Decay“ – der Titel ist nicht übertrieben, sondern beinahe poetisch. Die Klassenzimmer verfallen mit stoischer Ruhe. Schultafeln blättern ab, Wandfarbe hängt wie Hautfetzen von den Wänden. Die Luft ist feucht, modrig, schwer. Ein Geruch, den man nicht beschreiben, nur erleben kann.
Zwischen den zerfallenen Pulten liegen Arbeitsblätter, zerknittert und vergilbt. Ein Mathebuch aus den 80ern. Ein Stundenplan, dessen Einträge längst keinen Sinn mehr ergeben. Die Uhren an den Wänden zeigen alle dieselbe Zeit – irgendwann ist sie einfach stehen geblieben.
Die Herbstsonne bricht grell durch die großen Fensterflächen. Für die Fotografie eine Herausforderung. Fürs Auge: eine lichtgewordene Erinnerung an einstige Helligkeit.
Ein Schatten, der keiner war
Ich bin allein. Ganz sicher. Kein Geräusch, kein Hall, keine Stimmen. Nur das Klacken der Kamera, der leise Tritt auf knarzenden Fliesen. Und doch – als ich das Biologielabor betrete, friere ich plötzlich. Nur für einen Moment. Ich sehe eine Bewegung am Rand meines Blickfelds, dort hinten im dunkleren Flur. Ein Schatten vielleicht. Oder einfach die Lichtreflektion durch das zerbrochene Fenster. Rational betrachtet gibt es keine Erklärung, aber auch keinen Grund zur Panik. Trotzdem ist da etwas. Etwas, das sich nicht fotografieren lässt. Ich bleibe nicht lange in diesem Raum.
Abschied ohne Applaus
Nach gut zwei Stunden trete ich wieder ins Freie. Die Kamera ist voll, der Kopf leer. Kein einziger Mensch weit und breit. Nur das leise Rascheln der Blätter, die der Herbstwind über den Schulhof treibt. Ein letzter Gong, der nie wieder ertönt.
Die School of Decay bleibt zurück. Ein Ort, an dem Lernen endete und Verfall begann. Und irgendwo im Flur – vielleicht doch noch ein leiser Schritt.
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