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Möbelhaus Unger (2011)


Es gibt nur wenige Objekte, die so stark gegen unbefugtem Betreten gesichert waren, wie das seit 12 Jahren verlassene Möbelhaus Unger in Norden Bochums. Eine Alarmanlage, ein Sicherheitsdienst und der recht offen einsehbare Standort verhinderten bisweilen eine Infiltration. Grund für diese Sicherung war eine Nachfolgenutzung des großen Gebäudes als Lager für eine große
Elektrokette mit mehreren Geschäften in Bochum. Bis dann die Abrissbagger kamen!

Mit einem Arbeitskollegen gehe ich zum Bauwagen, in dem zahlreiche türkische Arbeiter ihre Stullen essen. Wir erfahren, dass der Vorarbeiter im zweiten Stock ist und machen uns auf den Weg. Er steuert ein Kettenfahrzeug, mit dem er den Teppichboden der großen Etagenflächen zusammenschiebt. Der freundliche Mann hält Rücksprache mit seinem Chef und erlaubt uns, einige Fotografien im Inneren des Möbelhauses zu machen. Ein Stativ kann hier leider nicht benutzen: Zu stark bebt das ganze Betongebäude, wenn der Vorarbeiter mit seinem Kettenfahrzeug über die Etagen fegt. Dort wo früher Esszimmermöbel, Betten und günstige
Schminktische zum Verkauf standen, glänzt jetzt der nackte Beton. Immerhin habe ich meine Ruhe, während ich mich mit der Kamera vom Untergeschoss über die einzelnen Verkaufsetagen bis ganz nach oben bewege. Auf die einstige Vergangenheit des Möbelhauses finde ich nur recht wenige Hinweise. Werbeschilder für die Küchenabteilung, Hinweise für die Jugendzimmerabteilung. Im Kassenbereich eine leere Geldkassette, Stempelautomat und Musikkassetten für die Hintergrundbeschallung der Geschäftsräume. Beeindruckend bleibt die massive Größe des Möbelhauses, wenn es leer ist.

Die Firma Unger war ein Traditionsbetrieb, dessen Wurzeln bis 1875 zurück reichen. Durch geschickte Zukäufe und Kooperationen konnte Unger ein beachtliches Wachstum erreichen. 1975, Unger feierte sein 100-jähriges Bestehen, wurden bis zu 80 Millionen DM Umsatz erwirtschaftet. Bereits 1985 war Möbel Unger mit 320 Millionen Jahresumsatz das größte Filialunternehmen der Branche in Norddeutschland. 1990 entschließt man sich, 49% der Unger-Anteile an die Asko-Gruppe zu verkaufen. Als 2 Jahre später die Metro-Gruppe Asko schluckt, beginnt der Anfang vom Ende. 1999 gibt die letzte Filiale auf. In dieser Filiale haben bis zuletzt fast 100 Menschen um ihren Arbeitsplatz gekämpft. Leider hatten sie keine Chance...

Links zum Thema:
Forum „
Goslarer Geschichten“ mit vielen Informationen zum Unger-Konzern.
3D-Zeichung des Möbelhauses.
Zeitungsbericht „Der Westen“ mit einem
Bericht über den bevorstehenden Abriss.

Update 01/2012: Das Möbelhaus ist nun vollständig
abgerissen worden.

Update 2022: Die Fläche des ehemaligen Möbelhauses liegt immer noch brach.

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